Mit dem Borgward auf der Route 66. Von New York bis Los Angeles
Für die Teilnehmer ist es die Erfüllung eines Lebenstraumes. Das gemeinsame Hobby, der Borgward-Virus, ist die Grundvoraussetzung für dieses Event. So entstand die Idee: wer einen Borgward besitzt, sich und dem Auto eine solche Reise zutraut, gehört zum Kreis der Kandidaten. Die erste Hürde war genommen, der zweite Schritt, ungleich schwieriger, die Überzeugung jener Familienmitglieder, die über 4 Wochen auf den Partner verzichten mußten und selbst nicht mitfahren konnten. War auch dieses geklärt, galt es den finanziellen Rahmen abzustecken. Partnerfirmen wurden beauftragt, die Planung von Route und Hotels vorzunehmen, den Transport der Autos, die Versicherungen. Ersatzteile mußten zusammengestellt und beschafft werden, ein Begleitfahrzeug mit Fahrer und Trailer. Teams wurden gebildet, Flüge gebucht – die erste Anzahlung geleistet. Klingt bis hierher unheimlich einfach, war aber schon mal das erste Jahr Vorbereitungsarbeit von 3 Personen im Organisationsteam, Cris Guns, John Wallis, und meiner Person.
Neben einem enormen Aufwand an Dokumentation zu jedem Auto kommt die technische Vorbereitung. Jedes unserer Fahrzeuge hat seine ganz spezielle Eigenarten und Besonderheiten, die für eine solche Reise abgestimmt sein wollen. So wurden umfangreiche Tests gefahren, die teilweise alles andere als erfolgreich verliefen und noch diverse Anpassungen und Reparaturen erforderten.
Zum Zeitpunkt der Verschiffung waren alle Autos top fit. Nach einem aufwendigen Fototermin auf dem Autoterminal der BLG in Bremerhaven ging es an Bord des RoRo-Schiffes „Tiger“ der Wallenius Wilhelmsen Reederei. Zwei Tage später wurden in Zeebrügge die 4 belgischen und das luxemburger Auto an Bord gebracht, bevor in Southampton unser einziger Rechtslenker die Ladung komplettierte. Alle Autos – auf einem Schiff – bei drei unterschiedlichen Ladehäfen – hatte geklappt.
Zwei Wochen später wurden unsere Autos von unseren Borgward-Freunden George Ormsby und Dyck Levant in New York in Empfang genommen. Unterstützt wurden sie von Georges Tochter (beide wurden eigens aus Toronto eingeflogen) Jessie Calhoun, unserer Fotographin, und Dudley Waterman, dem Port Manager von Wallenius im Port Newark.
Die Anreise der Teilnehmer nach New York erfolgte individuell, einige reisten schon ein paar Tage früher an, um New York ausgiebig zu erkunden. So trafen wir uns erstmals am Sonntag, den 17.09.2017 im Hotel zum Tour-Briefing, vorbereitet von Kieran und Bob von Scenic & Continental Car Tours.
Gleich am Montag morgen ging es in den Hafen, die Autos abholen. Hier wurden wir von Mark Fromm, unserem Agenten, empfangen. Mark hatte die Auslieferung und Zollfreigabe optimal vorbereitet, nach 2 Stunden, trotz einiger Anlaßprobleme, waren alle Autos auf der Straße.
Am nächsten Morgen ging die Reise los:
Die ersten 4 Tage ging es über Binghampton, Niagara Falls, Westlake/Ohio nach Chicago. Entlang dem Hudson River, durch die wundervollen Catskill Mountains mit teils anspruchsvollen Steigungen, den Finger Lakes den Niagara Fällen an der kanadischen Grenze, Lake Erie ging es über mehr als 1.200 Meilen, durch 4 Bundesstaaten in die Millionenmetropole Chicago. Auf dieser Strecke, an der Grenze zum Bundesstaat Pennsylvannia, Motorschaden bei einem Auto. Dank eines Borgwards-Freundes in der Nähe Clevelands, der einen Ersatzmotor besaß, konnten wir den Motor tauschen, der Wagen lief die Tour fehlerfrei zu Ende. Jetzt wußten wir, auch der Isabella Gott fährt mit uns!
In Chicago beginnt die Route 66, auf der wir uns nun gen Südwesten bewegten. Die nächsten 5 Tage ging es bis Oklahoma City/OK, die unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten der Route 66 sind auf diesem Streckenabschnitt sehr gut erhalten in Form von ursprünglichen Tankstellen, Motels und zahlreichen Museen, aber auch teils verlassenen Orten.
Die Landschaft hatte sich geändert, wir waren im Cowboyland Texas, Rinderherden prägen das Bild, aus Farmland wird weitläufiges Weideland, weiter, die Steppe beginnt, es wird heisser, der Baumbestand nimmt ab, diese 5 Tage brachten wohl die größten landschaftlichen Veränderungen – wir waren, nach mittlerweile 3000 Meilen, im Canyonland Arizona. Die Schönheit der Vereinigten Staaten stellt sich hier mit überwältigenden Eindrücken zur Schau. Red Rock Park, Petrified Forest, Paintet Desert, Meteor Crater, um die beeindruckensten zu nennen. Dieser Teil brachte uns bis Phoenix in Arizona, wo wir einen Tag Pause einlegten.
Weiter geht es in der Region der Canyons und Nationalparks, die wir in einem Rundkurs von mehr als 1000 Meilen bewältigten, und wir wurden einmal mehr belohnt mit den schönsten Naturwundern dieses Landes. Die bekanntesten und wohl schönsten Ziele auf dieser Route, wen wundert es es, natürlich der Grand Canyon, und nach meinem Empfinden, das Monument Valley. Man kann von dieser Natur Millionen Fotos machen, das Live-Erlebnis ist hier durch nichts zu ersetzen! Abgerundet durch das Valley of Gods, Lake Powell, Glen Canyon, Zion National Park, Valley of Fire, Antelope Canyon ging es nach Las Vegas, der Entertainment Capital of the World. Hervorzuheben auf dieser Strecke der 17 Miles dirt drive durch das Monument Valley, den sich aber lediglich 3 Borgwards (Günter, Randy und die Suys-Brüder) zutrauten. Alle anderen fuhren mit Fremdfahrzeugen diesen Weg, überwältigend!
Der letzte große Streckenabschnitt führte uns von Las Vegas über den Hoover Dam, Kingman, durch das Mohave Valley den Sitgreaves Pass called Oatman Road mit seinem unverwechselbaren Western Charme zurück auf die historische Route 66, der wir zunächst bis Victorville folgten, um von dort über Wrightwood, Palmdale, Lake Casitas zum East Beach in Santa Barbara nach über 8.000 Kilometern den Pazifik zu erreichen. Ein bewegender Moment für alle Teilnehmer! Die nächsten beiden Tage genossen wir zusammen mit unserem Freunden vom Borgward Owner´s Club US, feierten, verbrachten schöne Stunden gemeinsam und unternahmen Ausfahrten oder relaxten am Pool des Lemon Tree Inn Hotels.
Am vorletzten Streckentag ging es dann zum Endpunkt der Route 66 über Carpinteria, Ventura, Malibu, nach Santa Monica, bevor wir uns durch den Verkehr der Metropole Los Angeles zu unserem letzten Hotel nach Redondo Beach begaben. Der Verkehr in Los Angeles war noch einmal eine große Herausforderung, aber auch die kilometerlangen Staus und breiten Highways mit bis zu 8 Spuren in eine Richtung konnten uns nichts mehr anhaben. Am letzten Urlaubstag ging es für die Fahrer mit den Autos in den Hafen von Long Beach, hingegen der Rest der Gruppe einen vollen Tag Sightseeing in Los Angeles verbrachte. Nach Restaurantbesuchen in Manhattan Beach und Hermosa Beach gab es am Abend eine bewegende Verabschiedung:
ALLE hatten es geschafft! Viereinhalb Wochen, von Coast to Coast, über mehr als 8.800 Kilometer, in einer Gruppe aus fünfzehn 60 Jahre alten Borgwards, hat sich jeder Teilnehmer einen Traum erfüllt!
A Dream is Alive!
Mit dem Borgward auf der Route 66. Von New York bis Los Angeles
Auch unsere Autos sind auf dem Rückweg. Hans Bruckler vom Borgward Owners Club US hat dafür gesorgt, das alle Autos an Bord der „Tijuca“ verladen wurden. Ende November erwarten wir sie in Europa zurück.
Wer noch einmal die gesamte Tour nachlesen möchte, unter www.borgwardroute66.com sind die schönsten Bilder, alle Reisetage und die Teilnehmer und Teams ausführlich beschrieben.
Thilo Kugel